Ich bin kein Impfschaden

Regine Winkelmann

Impfung – Fluch oder Segen

Das Thema Impfen bietet seit Jahren auf Plattformen viele Möglichkeiten kontroverse Diskussionen zu führen. Während Befürworter dabei auf den deutlichen Rückgang von Krankheiten mit schwerwiegenden Folgen hinweisen, argumentieren Impfgegner mit den Schäden und Folgen, die durch Impfen entstehen. Für Personen ohne medizinische Kenntnisse ist eine solche Debatte eine schlechte Entscheidungshilfe. Denn Recht hat der, der entweder am lautesten oder am geschicktesten argumentiert. Wie das in vielen Streitfragen üblich ist. Wie viel Sachkenntnis und Wahrheit hinter der jeweiligen Behauptung steht, wird sich durch solche Debatten nicht klären lassen.
Beide Parteien nutzen die Angst. Die Angst vor Krankheit, vor Behinderung und vor Tod.
Für die Einen ist ein Impfstoff ein Segen und zeigt den Fortschritt einer Zivilisation. Für die Anderen ist er ein Fluch, ein synthetischer Eingriff in die Biologie, der sich rächt.

Die Möglichkeit gegen einige Infektionserkrankungen zu impfen hat noch keine sehr lange Geschichte. Der Masernimpfstoff beispielsweise, wurde 1958 entwickelt und erst für die breite Bevölkerung ab etwa 1963 zugänglich. Eine Masernimpfung wird ab dem 11. Lebensmonat empfohlen und bietet damit nach nur einmaliger Impfung einen Schutz vor Infektion mit dem Masernvirus zu 95%.

Autismus wird nicht durch Impfung ausgelöst

Das zweite Lebensjahr ist zufällig auch der Zeitpunkt, wo der Säugling langsam zum Kleinkind wird, die ersten Schritte getan werden und die ersten Worte gebrabbelt. Es beginnt die Zeit, wo auch Oma und Opa, wenn sie zu Besuch kommen, erkennen, dass der Enkel ein soziales Wesen wird und soziale Kontakte und Aufmerksamkeit genießt.
Auf Autisten ist der übliche Entwicklungskalender für Kleinkinder nicht zutreffend. Liegt eine Autismus-Spektrum-Störung vor, die in die Kategorie der Frühkindlichen Autisten eingeordnet werden kann, bemerkt das unmittelbare Umfeld schon oft in dieser frühen Zeit, dass sich das Kind anders und eben nicht erwartet verhält und entwickelt.

Für viele Eltern ist damit der oft geäußerten Zusammenhang einiger Impfgegner, dass Masernimpfung u.a. Autismus auslöse, bestätigt.
Sie unterstützen somit die falsche Behauptung aufgrund ihrer eigenen Beobachtung, dass die „autistischen Symptome“ ihres Kindes zeitgleich oder unmittelbar nach der Masernimpfung aufgetreten seien. Es wird eine Verknüpfung zwischen zwei zeitgleich auftretende Situationen geschaffen, die aber nicht miteinander im Zusammenhang stehen.  Eltern, die diesen Zusammenhang für sich als Tatsache brauchen, um mit der Andersartigkeit ihres Kindes Frieden zu schließen, lassen sich schwer mit wenigen Sätzen überzeugen, dass der Autismus bereits von Geburt an bestanden hat.

Wakefield und die Folgen

Der englische Arzt Andrew Wakefield veröffentlichte 1998 einen Artikel, der den Zusammenhang zwischen die immer häufiger gestellten Autismusdiagnosen und der Masern-Mumps-Rötel-Impfung stellte. Diese Veröffentlichung ging nicht nur in den Fachkreisen um, sondern erreichte viele werdende und junge Eltern, die dann von der Masernschutzimpfung erst einmal Abstand nahmen. Die Impfungen wurden deutlich weniger, die Maserninfektionen nahmen zu.
Die Autismusdiagnosen allerdings nahmen nicht ab. Im Gegenteil;  sie stiegen und steigen relativ exponentiell. Denn die immer bessere Bekanntwerdung des Autismusspektrums macht es möglich, dass deutlich mehr Mediziner und Psychologen ihren Blick schulen und Verhaltensauffälligkeiten der Kindes nun besser einordnen können.
Dennoch war die Verunsicherung sehr groß. Bis 2004 stiegen die Masernfälle in England derart an, dass man von einer Epidemie sprach.

2004 wurde dann aber bekannt, dass Wakefield vor der Veröffentlichung seiner Behauptung von Anwälten, die Eltern von Autismus betroffener Kinder vertraten, 55.000 £ erhalten hatte.
Das Geld war Lohn für falsche Behauptungen, die er auftischte, damit die Hersteller des Impfstoffes verklagt werden konnten und zahlen mussten.
Es gab noch Mitautoren, die beteuerten nichts von diesen Geldern und dem Betrug gewusst zu haben, von diesen dreizehn Autoren traten dann öffentlich zehn zurück und distanzierten sich ausdrücklich im Nachhinein von ihrer gemachten Aussage.
Im Jahr 2010 entschied die britische Ärztekammer Wakefield ein Berufsverbot zu erteilen aufgrund „unethische Forschungsmethoden“.

Der Schaden und die Verunsicherungen der Menschen ist beachtlich und es bedurfte vieler Gegenstudien, um diesen Zusammenhang zu widerlegen.
„Auf 100.000 nicht geimpfte Kinder kommen 451 diagnostizierte Fälle von Autismus.“
Wenn man die zu erwarteten Fälle auch für durchgeimpfte Kinder errechnet, käme nach Ansicht der Forscher selbiger Studie,  eine Fallzahl von 419 heraus.
Und dennoch halten sich diese Gerüchte hartnäckig.
Das macht es auch für uns Autisten nicht einfacher. Denn es verhindert Akzeptanz für unsere Neurodiversität, indem nach wie vor behauptet wird, dass unsere Art zu denken ein Fehler wäre. Eine Fehlfunktion unserer Neurobiologie, ausgelöst durch einen Impfstoff und diese hätte verhindert werden können. 

 


Regine Winkelmann

Nach abgeschlossenem Designstudium 1990 brachte sie vier Kinder zur Welt und widmete sich in dieser Zeit ihren Spezialinteressen, der Kunst, Musik und Medizin. Seit der ersten Buchveröffentlichung 2015 widmet sie sich verstärkt der Öffentlichkeitsarbeit. Als Referentin und Autorin hält sie Vorträge und Lesungen über Autismus und artverwandte Neurodivergenz aus ihrer eigenen Perspektive als Autistin mit ADHS. Neben verschiedenen Publikationen verfasst sie Videomaterial und organisiert regelmäßig Kongresse, mit dem Ziel, Betroffenen dort eine Stimme zu geben.

2 Antworten

  1. Wenn Autismus durch die Impfungen nicht ausgelöst wird, dann wieso gibt es weniger Autisten laut Studien unter geimpften? Wer finanziert diese Studien überhaupt? Die Autisten oder die Pharmaindustrie?

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